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Leben auf der Strasse – zwischen Abgrund und Zuversicht

Drogenexzesse, Misshandlungen, Selbstmordgedanken. Roger Meier hat all die Schattenseiten des Lebens am eigenen Leib erfahren und dennoch nie die Hoffnung an das Gute und Schöne im Leben verloren.


Roger Meier, Stadtführer von Surprise für soziale Stadtrundgänge

Müsste man das Leben von Roger Meier mit irgendetwas vergleichen, würde am ehesten eine Achterbahnfahrt diesem Vergleich gerecht. Jedoch müsste der Titel dieser Fahrt wahrscheinlich Höllenfahrt lauten. Denn nicht wie bei einer üblichen Achterbahnfahrt, bei dieser es rauf und runter geht und welche in der Regel nach zwei bis drei Minuten endet, ging es bei Roger – abgesehen von ein paar wenigen Zwischenhochs – praktisch sein ganzes Leben lang steil nach unten.


Dies ist die leidvolle und gleichzeitig faszinierende Lebensgeschichte eines Mannes, der sich dank seiner Zuversicht aus den Abgründen des Lebens herauskämpfte.








Heute lebt der mittlerweile 61-Jährige, zufrieden mit sich selbst und seinem Leben, in einer Einzimmerwohnung in der Nähe der Stadt Bern. Gerade mal 33 Quadratmeter beträgt das eigene Paradies von Roger Meier.


«Ich brauche nicht viel, um glücklich zu sein.»


Eigene vier Wände zu besitzen, machte Roger anfangs aber Angst. «Eine eigene Wohnung bringt nämlich viele Verpflichtungen mit sich – die Miete, der Strom, das Wasser und diverse weitere Rechnungen müssen bezahlt werden», daran musste sich der dreifache Vater zuerst wieder gewöhnen.



Dank der Unterstützung des gemeinnützigen Vereins Wohnenbern und dem Rückhalt seiner Kinder sowie seiner Lebenspartnerin, gelang es Roger Meier wieder ein geregeltes Leben zu führen.



Lange unter dem Radar – nun im Scheinwerferlicht

Bis zu 200 Stadtführungen pro Jahr gibt Roger Meier. Dabei versucht er den Teilnehmerinnen und Teilnehmern das Leben auf der Strasse so authentisch wie möglich aufzuzeigen. Er nimmt sie mit an verschiedenste Plätze, wo Obdachlose in der Stadt Bern hausen und erzählt ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen zahlreiche Anekdoten aus seinem bewegten Leben.



«Meine Aufgabe ist es, den Menschen die Augen zu öffnen, dass es heute jede und jeden treffen kann...»

Angefangen hat Roger bei Surprise als Zeitungsverkäufer des Strassenmagazins. Schnell aber wurde klar, dass er mit seiner direkten und offenen Art, sowie seinem Talent unverblümt Geschichten erzählen zu können, für den Job als Stadtführer prädestiniert ist.



Neben seiner Arbeit als Stadtführer, engagiert sich Roger Meier zudem für die Jugend-Notschlafstelle Pluto und ist gelegentlich auch Bingo-Quiz-Moderator im Restaurant DOCK8.



Von der Gesellschaft ausgegrenzt

Täglich gehen wir an ihnen vorbei – sehen sie an Bahnhöfen am Boden sitzen, unter Brücken schlafen oder in Parks ein Bier trinken – an all den obdachlosen Menschen. Trotzdem werden Obdachlose vielfach von der Gesellschaft nicht wirklich wahrgenommen, vielleicht wird sogar auch bewusst weggeschaut…


Im Rahmen meiner Diplomarbeit am MAZ – der Schweizer Journalistenschule, beschloss ich, meinen Blick von diesen Menschen, deren Leben und ihren Lebensgeschichten aber nicht abzuwenden. Stattdessen wollte ich bewusst hinschauen und hinhören, was es bedeutet, auf der Gasse und von der Hand ins Maul zu leben.


Mögliche Protagonisten gäbe es für eine solche Reportage – leider – mehr als genügend. Gemäss einer vom Bund in Auftrag gegebenen Studie, sind schätzungsweise in der Schweiz über 2’000 Menschen obdachlos.


Dank Surprise kam ich in Kontakt mit Roger Meier. Bereits während meinem ersten Treffen mit Roger wurde mir jedoch klar, dass es sich bei meiner Diplomarbeit nicht um eine allgemeine Reportage über «das Leben auf der Strasse» handeln kann.


Einerseits wäre es – zumindest aus meiner Sicht – nicht repräsentativ, wenn ich eine gewisse Anzahl an obdachlosen Menschen treffen und diese für einige Stunden begleiten würde, um daraus eine allgemeine Reportage zu machen. Andererseits wurde mir durch das Treffen mit Roger bewusst, dass jede (obdachlose) Person ihre eigene Geschichte zu erzählen hat und es ganz unterschiedliche Gründe gibt, wieso jemand auf der Strasse lebt(e).


Aus all den oben genannten Überlegungen und Gründen entstand schliesslich das Radio-Feature «die Lebensgeschichte von Roger Meier».


Roger Meier: «Ich würde alles noch einmal gleich machen, sonst wäre ich heute nicht der, der ich bin.»

 

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Die Lebensgeschichte von Roger Meier
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